Pünktlich um halb acht werden wir sanft vom Wecker geweckt. Kurz was frühstücken, schnell die letzten Sachen packen und dann heißt es, alle Taschen raus bringen. Nachdem die Räder beladen sind, geht es auch schon los. Heute ist Tag 100 unserer Fahrradweltreise. Mal gucken, was wir heute alles so erleben.Um zu den Klöstern zu gelangen, heißt es zuerst einmal bergauf radeln. Schon von unten sehen die steilen Felsformationen mit den auf sich befindenden Klöstern beeindruckend aus. Eine gut asphaltierte Straße führt nach oben. Da wir recht früh dran sind, ist noch nahezu nichts los. Auf dem Weg nach oben kommen wir an ein paar Straßenarbeitern vorbei, die die alten Leitplanken durch neue und schönere Steinblöcke erneuern. „Kaliméra“ grüßen wir sie, als wir an ihnen vorbei fahren. Mit großen Augen und einem Lächeln im Gesicht grüßen sie zurück „Kaliméra“. Unser erstes Ziel ist das Megálo Metéoro. Das erste und größte Kloster der insgesamt neun Klöster von Meteora. Als die ersten 2; 3 Autos an uns vorbei fahren, bemerken wir, dass die Handykameras auf uns gerichtet sind und nicht auf die Klöster. So schnell wird man also zum Highlight, denk ich mir und winke mit einem Lächeln in die Kamera. Als wir endlich oben ankommen, sind bis auf uns nur zwei Verkäufer da, die vor ihren kleinen Souvenirshops sitzen und uns lächelnd begrüßen. Wir stellen unsere Räder ab und genießen die wunderschöne Aussicht auf das Kloster, sowie die Landschaft und die anderen Klöster von der Aussichtsplattform. Leider sind aufgrund der anhaltenden Pandemie (COVID-19) die Klöster geschlossen. Aber das soll uns nicht die gute Laune verhageln. Dann genießen wir halt die schöne Aussicht. Als wir wieder zurück zu unseren Rädern gehen, kommen gerade ein paar E-Bike-Touristen mit einem Reiseführer an. Sie stellen die Räder ab und staunen nicht schlecht über unsere vollbeladenen Räder. Basti flüstert zu mir „Wetten das sind Deutsche?“ und kann sich das grinsen nicht verkneifen. Als sie sich staunend über unsere Räder unterhalten und Fotos machen, gehen wir zu ihnen rüber und grüßen sie standardgemäß mit einem freundlichen „Moin“. Sie gucken uns verwundert an und fragen uns ob wir auch Deutsche sind. Wir unterhalten uns eine Weile mit ihnen und machen auch ein paar Fotos mit ihnen. Irgendwann fängt dann ihr Tourguide an sie etwas zur Eile zu drängen, da sie laut Zeitplan weiter müssen. Wir verabschieden uns und sie radeln weiter. Wir hingegen genießen noch ein wenig die Aussicht. „Bin ich froh, dass wir alle Zeit der Welt haben und keinen festen Zeitplan folgen müssen“ sage ich zu Basti. „Ist das ok, wenn ich mir ein Armband zur Erinnerung bei einem der Souvenirshops kaufe?“ frage ich ihn. Er nickt und antwortet mir „Na klar. Mach ruhig“. Ich schlender zu dem Ständer mit den vielen Armbändern von einem der Souvenirshops. Der Verkäufer kommt auf mich zu und wir kommen ein wenig ins Gespräch. Wo wir herkommen und natürlich ob ich Hilfe bräuchte. Es dauert eine ganze Weile bis ich mich entschieden habe, da es so viele tolle Farben gibt. Schlussendlich entscheide ich mich für eines in rot. Kurz noch etwas trinken und dann geht es schon wieder weiter. Auf zum nächsten Kloster. So fahren wir von einem Kloster zum nächsten und bestaunen, was die Natur und der Mensch hier gemeinsam geschaffen haben. Nachdem wir alles gesehen haben, heißt es wieder runter vom Berg.
Bis Kalambaka geht es wieder hinab und dann Richtung Süden. Vor uns liegt nun eine knapp 60Km lange Etappe, die ausnahmsweise mal flach verläuft. Nach den ganzen bergauf und bergab Etappen der letzten Tage, ist das wirklich mal eine willkommene Abwechslung. Auf unserem Weg Richtung Süden kommen wir durch Trikala. Trikala ist eine größere Ortschaft. An einem großen Supermarkt machen wir halt und Basti darf zur Abwechslung auch einmal einkaufen gehen. Ich nutze währenddessen das gratis W-Lan des Geschäfts. Als er wieder raus kommt, hat er ein breites grinsen im Gesicht. „Der Laden ist super! Das ist das erste Geschäft in Griechenland, dass mal einen ganzen Gang mit vegetarischen und veganen Produkten hat. Ich haben überlegt, dass wir uns heute zur feier des Tages leckere Burritos machen. Ich habe auch leckeren Fetakäse besorgt“ sagt er zu mir und grinst dabei wie ein Honigkuchenpferd. Nachdem wir den Einkauf verstaut haben, geht es weiter. Da es langsam dem Abend entgegen geht, fangen wir an nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. Kurz hinter Trikala werden wir auch schon fündig. Rechts und links der Straße, kommen immer wieder Wiesen. Wir suchen uns eine aus und schieben unsere Räder die kleine Böschung zur Wiese hinunter. Auf der Wiese suchen wir uns eine schöne Ecke aus. „Wir hätten uns noch etwas leckeres zu trinken mitnehmen sollen“ sage ich zu Basti. „Mist! Stimmt“ antwortet er mir. Er holt sein Handy aus der Tasche und tippt kurz drauf rum, ehe er sich mir wieder zuwendet und sagt „pass auf, in ungefähr 1,3km ist eine Tankstelle. Hättest du Lust dort hinzufahren und uns etwas leckeres zu trinken zu holen? In der Zeit fange ich schon mal an zu kochen und baue das Zelt auf“. „Ich? Ich verfahre mich doch“ antworte ich ihm und schaue ihn dabei schief an. „Nein. Sieh hier, ich habe dir sogar das Navi angemacht. Das kriegst du ja wohl hin oder nicht?“. Ok. Ich nehme das Handy und mein Fahrrad und schiebe es zurück zur Straße. Los geht’s. Hoffentlich finde ich wieder zurück. Auf dem Weg zur Tankstelle versuche ich mir alle möglichen markanten Punkte zu merken. Immer wieder halte ich an und drehe mich um, um mir so den Rückweg besser merken zu können. Eigentlich verläuft die Straße nur gerade aus und dann muss ich einmal links abbiegen. Also kann man sich gar nicht verfahren. 15 Minuten später bin ich auch schon an der Tankstelle. Na bitte, geht doch. Es ist eine sehr kleine Tankstelle, ohne Shop. Vor der Tankstelle steht die Besitzerin und bedient gerade einen jungen Mann. Sie spricht mich auf griechisch an, was ich leider nicht verstehe. Englisch hingegen versteht sie leider nicht, also frage ich den jungen Mann, ob es hier kalte Getränke gibt. Leider haben sie keine. Ich bedanke mich auf griechisch und verabschiede mich. Zum Glück habe ich Bastis Handy und kann so schnell nachschauen, ob es hier in dem kleinen Dorf vielleicht einen Supermarkt gibt. Bingo! Ein paar Straßen weiter soll es einen geben und dieser hat seit 2 Minuten wieder auf. Was hab ich ein Glück. Ohje, noch mehr Straßen zum verfahren, ob ich jemals wieder zu Basti zurück finde? Den Supermarkt hab ich zumindest schon mal gefunden. Vor dem kleinen Laden sitzt der Besitzer und wir begrüßen uns freundlich. Ich sage ihm was ich brauche und er bringt es mir raus. Für Basti gibt es ein Bier und für mich eine leckere Cola. Danach unterhalten wir uns noch eine Weile. Er fragt mich wo ich herkomme und wo ich hin möchte. Er wünscht mir eine schöne Weiterfahrt und wir verabschieden uns. So jetzt muss ich nur noch den Weg wieder zurück finden. Aber auch das klappt ohne Probleme. Ich bin schon ziemlich stolz auf mich. Als ich die kleine Böschung wieder runter zur Wiese rolle, klingel ich und rufe Basti zu „Ich bin wieder da“. Er begrüßt mich mit klatschen und jubelt dabei. „Essen ist auch gerade fertig“ sagt er zu mir. Wir machen es uns auf der Wiese gemütlich und essen zu Abend.
Der folgende Tag beginnt wie jeder andere. Aufstehen, frühstücken, Sachen packen und weiter. Es geht weiter Richtung Süden. Weiter vorbei an Felder, Felder und Felder. Wir wechseln immer wieder zwischen Hauptverkehrsstraße und Nebenstraße. Beide verlaufen nahezu parallel zu einander. Mitten im nirgendwo taucht auf einmal ein merkwürdiges Gebäude auf. Zuerst halten wir es für eine sehr komisch gebaute Kirche. Als wir näher kommen, sehen wir jedoch, dass es ein großes Denkmal ist. „Komm, dass gucken wir uns mal an“ sagt Basti zu mir und biegt zu dem Gebäude ab. Es dauert einen Moment, bis wir raus haben um was es sich handelt. Es ist ein Denkmal an die Schlacht und der Gefallenen auf dem Hügel 731 aus dem zweiten Weltkrieg. „Guck mal. Wir werden beobachtet. Wie gruselig“ sage ich zu Basti und zeige auf einen kleinen Schlitz in einer Betonwand, aus der mich vier Augen anstarren. „Das soll einen Bunker darstellen, aus dem die Soldaten die Umgebung beobachteten“ sagt er zu mir und macht ein Foto.
Einige Kilometer später kommen wir in der Fahrradstadt Karditsa an. So preist jedenfalls das Ortsschild die Stadt an. Und ja es stimmt. Direkt hinter dem Ortsschild beginnt ein Fahrradweg. Außerdem sind viele junge und ältere Leute auf Fahrrädern unterwegs. Kurz hinter dem Ortsschild tauchen mehrere größere Gebäudekomplexe auf. „Sieht aus wie Schulgebäude“ sagt Basti zu mir. Wenige Meter weiter taucht dann auch ein großes Schild auf, dass seine Vermutung bestätigt. Wir schlängeln uns durch die Stadt und machen Halt an einem Supermarkt, um uns mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Denn ab morgen geht es einmal quer durch das griechische Mittelgebirge, für ungefähr 2 bis 3 Tage und auf unserem Weg durch die Berge werden wir nur sporadisch auf kleine Bergdörfchen treffen. Also decken wir uns mit reichlich Proviant ein. Zusätzlich gibt es eine Kleinigkeit zum Mittag. Wir verstauen alles und fahren ein Stückchen weiter, um einen schönen Platz für die Mittagspause zu finden. Wir werden schnell fündig. Eine kleine Grünfläche mit einer Bank unter einem großen Baum und einem Brunnen lädt zum verweilen ein. Wir stellen unsere Räder am Baum ab und setzten uns auf die Bank. Nach dem essen füllen wir unsere Wasservorräte wieder auf und ich wasche noch kurz ein paar Klamotten. Gerade als ich fertig bin, geht eine Frau mit einem Jungen an uns vorbei. Als sie uns sieht, bleibt sie stehen und winkt uns zu und fragt uns woher wir kommen. Basti steht auf und geht zu ihr rüber und unterhält sich mit ihr. Während sie sich unterhalten, kommt eine Frau aus dem Haus, dass direkt an der Grünfläche ist und geht zu den beiden rüber und redet mit der Frau auf griechisch. Danach geht die Frau wieder zurück ins Haus und auch die andere Frau mit dem Jungen geht weiter. Basti kommt lächelnd zu mir zurück und ich frage ihn, was sie alles gesprochen haben. „Also, die erste Frau ist Elektroingenieurin und lehrt hier an der Uni und ist begeisterte Fahrradfahrerin. Die andere hat eben gesehen, wie wir unser Wasser am Brunnen aufgefüllt haben. Leider kann sie kein englisch und hat daher die Chance genutzt, als sie gesehen hat, dass ich mich gerade mit der Frau auf englisch unterhalten habe. Was auch noch zufällig ihre Nachbarin ist. Naja, jedenfalls wollte sie uns nur sagen, dass gestern wohl eine Meldung der Stadt kam, dass man aktuell das Leitungswasser wegen Verunreinigung nicht trinken solle. Sie möchte uns gerne abgefülltes Trinkwasser aus dem Supermarkt schenken, damit wir nicht krank werden. Voll nett. Ach ja und die andere Frau, Elena, kommt auch gleich wieder. Sie will kurz ihr Handy holen, um ein Bild zu machen und es ihren Studenten zu zeigen“. Wow. Das ist ja lieb. Da kommt auch schon die Frau mit einem ganzen Secherträger 1,5L Wasserflaschen. Basti geht zu ihr rüber und sagt ihr, dass das wirklich super lieb ist, aber uns reichen zwei Flaschen. Das ist mehr als genug. Kurz darauf kommt Elena auch schon wieder. Sie hat uns zwei kleine Tafeln Schokolade und eine Packung Kekse mitgebracht. „Hier für euch. Die Extra Energie braucht ihr“ sagt sie zu uns und überreicht sie uns. Wir bedanken uns und unterhalten uns noch ein wenig mit ihr. Bevor wir uns verabschieden, macht sie noch schnell ein Bild von uns, ehe sie wieder los muss. Was für nette Menschen es gibt. Wir schwingen uns wieder auf die Räder und fahren weiter. Es geht mehrere Kilometer nahezu nur gerade aus. „Also, den halben Tag nur stumpf und flach geradeaus fahren ist zwar zur Abwechslung mal ganz angenehm, aber auf Dauer auch nicht wirklich spannend“ sage ich zu Basti. „Keine Sorge, ab morgen geht es wieder rauf und runter“ antwortet er mir. In der kleinen Ortschaft Cedrus fahren wir von der Hauptstraße ab und biegen Richtung Westen in die Berge ab. Kurz hinter der Ortschaft entdecken wir eine große flache Wiese neben der Straße. „Du, wir haben mittlerweile 17Uhr durch. Sollen wir für heute Schluss machen? Es wird ja auch bald dunkel“ sagt Basti zu mir. Hört sich gut an. Wir suchen uns eine nette Stelle auf der Wiese und machen Schluss für heute. Leider ist die frisch gewaschene Wäsche noch nicht ganz trocken, daher spannen wir unsere Wäscheleine zwischen unseren Rädern, um die Sachen in den Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne zu trocknen. Währenddessen kochen wir uns etwas zu essen und essen zu Abend. Noch eben spülen und dann ab ins Bett.
Die Podtschis
Hi, wir sind Jasmin & Sebastian.
Wir reisen seit dem 13.07.20 auf
unseren Rädern um die Welt.
Wir wollen euch die große
weite Welt und all ihre Bewohner näherbringen.
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