Kurz nachdem wir Bar verlassen haben, geht es erst einmal wieder bergauf. Auf Nebenstraßen fahren wir durch mehrere kleine Ortschaften. Auch der Verkehr hat stark nachgelassen. Schön wenn nicht die ganze Zeit gehupt wird. Ein letztes Mal werfen wir noch einen Blick auf das Mittelmeer, bevor wir komplett in die Bergen verschwinden. Das nächste Mal werden wir es erst wieder in Griechenland zu Gesicht bekommen. Links und rechts der Straße sind überall verbrannte Bäume und Sträucher. „Sie mal, hier muss es vor kurzem großflächig gebrannt haben“ sagt Basti zu mir und zeigt auf die verbrannten Bäume und die Asche die überall auf dem Boden liegt. Nach einer Weile geht es wieder bergab. Was uns gleich auffällt, dass Aussehen der Leute hat sich leicht verändert. Ebenso das Aussehen der kleinen Ortschaften. Kirchen sind Moscheen gewichen und es sind vermehrt albanische Kennzeichen anzutreffen. Zwischen den vielen kleinen Ortschaften sind immer wieder kleine, sehr sehr alte Friedhöfe. Auch diese unterscheiden sich von den uns bekannten Friedhöfe, die wir auf unserer bisherigen Reise gesehen haben. Als wir kurz vor der Grenze zu Albanien ankommen, kommen uns die ersten Geldwechsler zu Fuß auf der Straße entgegen und rufen uns zu, dass wir bei ihnen den besten Wechselkurs bekommen. Wir verneinen aber freundlich und fahren weiter, worauf sie uns eine schöne Reise wünschen. An der Grenze stehen ein paar Autos für die Ausreise- bzw. Einreisekontrolle. Ok, dann warten wir kurz. Ein Grenzbeamter der Montenegriner steht außerhalb des Kontrollhäuschens. Als er uns entdeckt, kommt er mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht auf uns zu. Er begrüßt uns und sagt zu uns „gebt mir eure Pässe und kommt mit nach vorne. Ihr müsst nicht warten“. Wir bedanken uns und folgen ihm zum Kontrollhäuschen. Wir schieben links auf dem Fußweg unsere Räder, bis auf Höhe des Sichtfensters des Häuschens, während er ins Innere verschwindet. Durch das Fenster können wir sehen, wie er kurz unsere Pässe prüft und sie dann an eine Frau in albanischer Polizeiuniform weiterreicht. Sie winkt uns zu, dass wir weiter zum nächsten Fenster kommen sollen. Also schieben wir unsere Räder zum nächsten Fenster. Dort sehen wir wie die Frau ebenfalls kurz unsere Pässe prüft. Keine Minute später öffnet sie das Fenster und überreicht uns unsere Pässe zurück, mit den Worten „Viel Spaß in Albanien“. Wir bedanken uns und schieben unsere Räder aus dem Kontrollbereich. „Wow, dass ging ja schnell und einfach“ sagt Basti zu mir, während er unsere Pässe wieder verstaut. „Ja. Das war aber freundlich von den beiden, dass sie uns vorziehen“ antworte ich ihm. „Fahrradbonus“ sagt er grinsend zu mir. „Da vorne ist ein Willkommen in Albanien Schild. Sollen wir ein Foto machen?“ frage ich ihn und zeige auf das Schild. „Klaro“ erwidert er. Nun sind wir also in Albanien. Land Nummer 9.
Nach dem Foto geht es weiter. Nur ein paar hundert Meter weiter taucht auf der rechten Straßenseite ein kleiner Parkplatz mit zwei Souvenirshops auf. „Hey, vielleicht finden wir hier schon direkt eine kleine albanische Fahne“ sagt Basti zu mir und lenkt auf den Platz ein. Vor einem der beiden Geschäfte stellen wir unsere Räder ab. Vor dem Geschäft liegt ein ganz schön wuscheliger Hund, der am schlafen ist. Und das lustige daran, er schnarcht auch noch laut. Während Basti das Portmonee auspackt, taucht aus dem anderen Geschäft ein junger Mann auf, der uns freundlich begrüßt und uns fragt, ob wir in den Laden möchten. Dies bejahen wir. Worauf hin er den Laden aufschließt und uns noch einmal mit einem freundlichen „welcome“ begrüßt. „Bin gleich wieder da“ sagt Basti zu mir und verschwindet mit dem Mann im Geschäft. So, ich muss jetzt diesen süßen schnarchenden Hund filmen. Aber kurz nachdem ich angefangen habe ihn zu filmen wird er wach, guckt mich nur verschlafen an und stiefelt langsam zu seiner kleinen Hütte, um dort etwas zu trinken. Als Basti wieder aus dem Geschäft kommt, sagt er zu mir „Leider nur große Fahnen. Aber er sagte mir, dass er kleine Fahnen im anderen Laden hat“. Also gehen die beiden noch in das andere Geschäft. Kurz darauf ist Basti auch schon wieder mit einer kleinen albanischen Fahne zurück. Wir satteln auf und fahren weiter. Hinter der nächsten Kurve tauchen Schafe auf der Straße auf. Sie kommen von rechts unter und über der Leitplanke her. Ob das so gewollt ist weiß ich nicht, denn wo die Leitplanke endet, ist ein kleines Gattertor, was geschlossen ist. Auf jeden Fall sehen die Schafe lustig aus. „Guck mal, so siehst du auch in ein paar Wochen aus“ sage ich lachend zu Basti. „Coole Friese was?“ antwortet er lachend. Als wir durch die ersten kleinen Ortschaft kommen, kommt uns als erstes eine kleine Kutsche entgegen, die von einem Esel gezogen wird. Auf der Kutsche sitzt ein älterer Mann, der uns winkend begrüßt. Direkt dahinter kommt uns ein Mann auf einem Fahrrad entgegen, der uns ebenfalls freundlich winkend begrüßt. Da es langsam auf den Abend zugeht, fangen wir an nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. In Albanien sollte dies kein großes Problem sein, denn in Albanien ist das Wildcampen offiziell erlaubt. Als ein kleiner Feldweg von der Straße abgeht, halten wir an und Basti schaut mal nach, ob wir hier fündig werden. Wenig später kommt er jedoch verneinend wieder. Also fahren wir weiter. Dabei kommen wir noch durch ein paar kleine Ortschaften. Rechts von uns befindet sich der Fluss Buna, den wir mittels einer Brücke überqueren. Während wir über die Brücke fahren, entdecken wir, dass immer wieder Flussabwärts Leute am Flussufer sitzen und auch baden. „Hey, vielleicht finden wir einen schönen Platz direkt am Fluss“ ruft Basti mir zu. Direkt hinter der Brücke führt eine kleine Schotterpiste zum Fluss. Als sich die Piste aufteilt, halten wir an und Basti schaut nach wo der Weg, der direkt zum Fluss führt, endet. Als er kurze Zeit später wieder kommt, sagt er mir jedoch, dass wir besser weiter schauen, denn am Ende des Weges feiert eine Gruppe junger Leute lautstark, die auch scheinbar schon gut etwas getrunken haben. Er schaut auf der Karte unseres Navigationssystems nach, wo der andere Weg lang verläuft. Während er die Karte studiert, sagt er zu mir „Ich würde sagen wir folgen dem Weg einfach weiter. Laut Karte teilt er sich noch in weitere kleine Wege auf. Irgendwo sollten wir schon etwas finden“. Also folgen wir dem Weg. Nach einer Weile entdecken wir links von uns eine kleine Grünfläche, auf der nur etwas Klee wächst. Wir entscheiden uns, heute hier unser Lager aufzuschlagen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges ist eine kleine Wiese, auf der zwei Kühe angebunden grasen. Also schlagen wir unser Zelt gut geschützt durch eine kleine Hecke, die uns Sichtschutz zum Weg bietet, auf. Wir kochen uns noch etwas und essen anschließend. Während wir am essen sind, hören wir, wie jemand den Weg entlang kommt und zu den Kühen geht und diese losbindet. Es scheint der Bauer zu sein, der seine Kühe heimholt.
Plötzlich hören wir etwas neben uns im Gestrüpp rascheln und es taucht eine der beiden Kühe aus dem Gebüsch auf, dass an das frische Klee will. Dies war aber scheinbar nicht so von dem Bauern geplant, denn er meckert lautstark mit der Kuh und folgt ihr durch das Gestrüpp auf das Kleefeld, um sie wieder zu holen. Als er uns dann aber entdeckt, grüßt er uns lachend und meckert anschließend wieder mit der Kuh und versucht sie zurück auf den Weg zu schieben. Mit zwei Radreisenden hat er wohl nicht gerechnet. Als wir fertig sind mit essen und spülen, ist es auch schon dunkel. „So ich werde mir noch eine kleine Dusche gönnen. Möchtest du auch?“ sagt er zu mir. „Ja“ erwidere ich. So stehen wir beide kurze Zeit später splitterfasernackt auf dem Kleefeld, im Licht des Vollmondes und duschen. Plötzlich hören wir, wie jemand mit einer Herde Schafe den Weg entlangkommt. Mist! Schnell binden wir uns unsere Handtücher um. Gerade noch rechtzeitig hocken wir uns noch in den Zelteingang, als mehrere Schafe auf das Kleefeld stürmen. Auch hier war es wohl so nicht vom Bauern geplant, denn auch er meckert lautstark mit den Schafen und treibt sie zurück auf den Weg. Wir warten kurz bis sie an uns vorbei sind, ehe wir wieder rauskommen und schnell fertig duschen, bevor noch ein Bauer mit seinen Tieren vorbei kommt. Als wir dann im Zelt liegen, hören wir aus der Ortschaft, die nur wenige hunderte Meter Luftlinie von uns entfernt liegt, dass Nachtgebet das von dem Minarett der Moschee kommt. „Jetzt fühlt man sich wirklich wie in einer anderen Welt. Spannend“ flüstere ich Basti zu. „Ja, und dabei sind wir ja an sich immer noch in Europa“ flüstert er zurück. Während wir dem Gebetsgesang lauschen, schlafen wir ein.
Willkommen in Albanien
Die Podtschis
Hi, wir sind Jasmin & Sebastian.
Wir reisen seit dem 13.07.20 auf
unseren Rädern um die Welt.
Wir wollen euch die große
weite Welt und all ihre Bewohner näherbringen.
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