In der Nacht werden wir von einem Geräusch direkt am Zelt wach. „Hast du das gehört?“ fragt mich Jasmin. „Ja, da ist nur etwas aufs Zelt gefallen. Alles ok“ antworte ich ihr. „Ich glaube da ist ein Tier direkt am Zelt“. Und dann wieder das gleiche Geräusch. „Ok das hört sich an als hätte etwas am Zelt gezu...“ aber bevor ich aussprechen kann, hören wir etwas an den Rädern direkt hinter unserem Zelt. Jasmin macht blitzschnell erst den Reißverschluss des Innenzeltes auf und anschließend den des Außenzeltes und streckt den Kopf hinaus. „Und? Sieht du etwas?“ frage ich sie. Beide sind wir einen kurzen Moment ganz still. Aber es ist nichts mehr zu hören. „Nein. Nichts zu sehen“ antwortet sie mir und zieht den Kopf wieder rein und macht die Reißverschlüsse wieder zu. Wir liegen noch ein paar Minuten ganz still im Zelt, aber es ist rein gar nichts mehr zu hören. „Muss wohl weggelaufen sein“ sagt sie. „Ja, aber etwas kleines. Man hat keine Schritte oder der gleichen gehört“ antworte ich ihr. „Oh! Vielleicht war es ein Waschbär“ sagt sie kichernd. „Ich glaube nicht das es hier welche gibt“ antworte ich ihr lachend. Nach einer Weile schlafen wir beide wieder ein. Einige Stunden später, klingelt uns unser Wecker wieder wach. Der Rest der Nacht verlief ruhig. Da ich mal Pippi muss, ziehe ich mich an und öffne den Reißverschluss des Innenzeltes, um in das Vorzelt zu gelangen. Als ich meine Sandalen anziehen will, fällt mir auf, dass dort wo gestern noch zwei Sandalen von mir lagen, jetzt nur noch einer vorhanden ist. „Hast du einen meiner Sandalen versteckt?“ frag ich Jasmin. Sie fängt an zu lachen und sagt „Was? Nein, wieso sollte ich“. „Ok, dann ist er die Nacht von irgendwas geklaut worden“ sage ich zu ihr. „Siehst du, sagte ich doch das da etwas am Zelt war. Sind meine noch da?“ fragt sie mich. Ja ja, antworte ich ihr während ich schnell ihre anziehe, da sich die Blase wieder meldet. Als ich aus dem Zelt raus bin und um es herum gehe, glaube ich nicht was ich da sehe. Der Fahnenmast von meinem Fahrrad wurde abgerissen und liegt gute 2 Meter hinter den Rädern. Außerdem fehlt die oberste Fahne. Diese sehe ich dann nochmals gute 2 Meter weiter vor einem Busch liegen. „Ist doch nicht war! Was für ein freches Wiesel war das denn? Jemand hat den Fahnenmast abgebrochen und hat versucht eine Fahne zu stibitzen!“ sage ich entsetzt. „Was? War jemand die Nacht hier?“ fragt Jasmin mich jetzt deutlich aufgeregt. Ich gehe zum Fahnenmast und hebe ihn auf und schaue ihn mir etwas genauer an. Ok, der Ast wurde abgebrochen. Was mich aber deutlich mehr fasziniert ist, das in den beiden nächst höheren Fahnen, Bissabdrücke sind. Ok! Ich gehe rüber zu der abgerissenen Fahne und hebe sie auf. Auf ihr ist sogar ein ganzer Gebissabdruck zu erkennen. „Irgend ein kleines Tier hat sich wohl gedacht, die Fahnen wären etwas zum Essen oder gut für den Nestbau. Muss aber wirklich etwas kleines gewesen sein. Ein Marder oder so etwas in der Größe“ rufe ich Jasmin zu. „Wie gemein“ antwortet sie. Oh, ich wollte doch Pippi machen. Fast vergessen. Schnell beides auf Seite gelegt und ab zum nächsten Busch. „Kannst du mir meine Sandalen wieder geben? Ich muss auch mal“ ruft Jasmin. Bohr noch ruhig in der Wunde rum, denk ich mir. „Ja sofort“ ruf ich ihr zurück. Zurück am Zelt gebe ich ihr ihre Sandalen zurück und krame meine festen Schuhe aus der Tasche. „Wie gemein. Jetzt habe ich keine Sandalen mehr. Warum denn ausgerechnet meine?“ meckere ich so vor mich her, während ich die Schuhe anziehe. „Naja, weil deine Sandalen halt nach Käse riechen, nicht meine“ sagt sie lachend zu mir. Ich schaue sie beleidigt an und denke mir nur, nicht witzig. Wir packen alles zusammen und schauen uns mal in der näheren Umgebung um. „Vielleicht habe ich ja Glück und finde sie wieder“ sage ich zu Jasmin, während wir durch die Büsche kriechen. „Ja und vielleicht finden wir auch gleich den Dieb, der bewusstlos neben deiner Sandale liegt“ sagt sie lachend. „Hey du Luppes“ antworte ich ihr und strecke den Kopf aus einen der Büsche. Leider finden wir ihn jedoch nicht mehr wieder. „Ganz schön kalt am Morgen“ sagt Jasmin, während wir frühstücken. „Naja geht so. Immerhin sitzen wir auf 1330 Höhenmeter im Schatten und es ist noch früh am Morgen“ antworte ich ihr und schaue auf das Thermometer. 12°C zeigt es an. Ok, im Vergleich zu den letzten Wochen ist das schon kalt, wenn man bedenkt, dass wir sonst immer so etwas um die 22°C Nachts hatten.
Vor uns liegt nun eine knappe 19Km lange Abfahrt bis nach Гостивар (Gostivar). Dabei fahren wir bis auf 540Hm wieder hinunter. Die Abfahrt macht riesigen Spaß. In einer langgezogenen Kurve befindet sich ein Rastplatz, auf dem sich auch ein kleiner Brunnen mit frischem Quellwasser befindet. Ich rufe Jasmin zu, dass es hier Wasser gibt und ich gerne anhalten möchte um welches abzufüllen. Sie ruft kurz ok zurück und wir scheren ein. Als wir vor dem Brunnen anhalten, kommt uns ein kleiner Hund langsam entgegen gelaufen, bleibt aber mit etwas Abstand zu uns stehen. Er sieht ein wenig abgemagert aus und scheint auch ein wenig ängstlich zu sein. Er scheint nicht so viele gute Erfahrungen mit Menschen gemacht zu haben. Während wir uns etwas Wasser abfüllen, reden wir darüber, warum der Hund hier alleine und so abgemagert ist. Uns kommt es so vor, alles wäre er hier ausgesetzt worden. Klassisches Beispiel von ein Hund ist doch nichts für uns, setzten wir ihn an einem Rastplatz aus. Uns jedoch tut er leid. „Gib mir mal bitte die paar Kelloggs die wir noch haben. Ich möchte ihm die geben. Er braucht die dringender als wir“ sage ich zu Jasmin. „Moment“ antwortet sie, während sie die Tüte rausholt und sie mir dann gibt. Als ich ein paar Schritte auf den Hund zumache, weicht er erst zurück und macht sich dann ganz klein. Ohje, der Arme. Ich hocke mich ebenfalls hin und werfe ihm ein paar von den Kelloggs hin. Vorsichtig nimmt er sie und kommt dann etwas näher. Scheinbar hat er jetzt gemerkt, dass wir ihm nichts tun wollen sondern ihm helfen wollen. Ich gebe ihm noch die restlichen Kelloggs die noch da sind und gehe dann zurück zum Fahrrad. Mehr haben wir leider nicht für dich. So satteln wir wieder auf und fahren wieder vom Rastplatz runter. Der Hund folgt uns noch mit zum Rand der Straße, bleibt dann sitzen und schaut uns traurig hinterher. „Ich würde den so gerne mitnehmen“ sagt Jasmin zu mir. „Leider geht das nicht. Über so viele Grenzen zu reisen mit Hund wird nicht leicht und ist auch kein Geschenk für ihn selbst. Tschüss Wauwau. Pass auf dich auf“ rufe ich ihm noch zu, bevor wir weiter den Berg hinab sausen. 15 Minuten später sind wir auch schon in Gostivar. „Guck mal, da vorne kommt ein ziemlich großer Supermarkt“ sage ich zu Jasmin und zeige auf ihn. Wir fahren auf den großen Parkplatz der vor dem Supermarkt liegt und stellen unsere Räder ab. Kurz besprechen wir noch, was wir alles brauchen und dann stiefelt Jasmin auch schon hinein. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sie wieder da ist. „Hat ein wenig gedauert. Der Laden ist so was von groß. Ich musste mich erst einmal zurecht finden. Aber ich habe alles bekommen, was wir wollten. Außerdem haben die sogar Sandalen. Und die kosten so was um die 5€. Du kannst ja nach dem Frühstück mal rein gehen und gucken ob du Neue findest“ . Da es in der Sonne mittlerweile ganz schön warm ist, schieben wir unsere Räder in den Schatten und frühstücken. Nach dem Frühstück gehe ich nochmals in das Geschäft um mal zu schauen, ob ich neue Sandalen finde. Die festen Schuhe sind mir bei den Temperaturen einfach zu warm. Der Supermarkt ist wirklich sehr groß, aber die Schuhabteilung für Männer habe ich schnell gefunden. Ich probiere 3 verschiedene Paare an und suche mir eines aus. Als ich wieder bei Jasmin bin, tausche ich auch gleich mal die Schuhe aus. „Und was haben die gekostet?“ fragt mich Jasmin. „Müssten so etwas um die 5€ gewesen sein. Dafür sind die wirklich gut“ antworte ich ihr. Ein Problem weniger. So, dann kann es auch schon wieder weitergehen.
Es dauert noch eine ganze Weile, bis wir aus der Stadt wieder raus sind, da sie recht groß ist. Da wir die nächste große Ortschaft (Tetovo) umfahren, sind wir auf Nebenstraßen unterwegs. Verkehr herrscht hier fast keiner. Dies macht das fahren angenehm. Auch die Landschaft ist schön anzuschauen. Es geht immer wieder leicht hoch und runter, aber nichts großartig anstrengendes. Hin und wieder kommen uns Bauern auf ihren Traktoren entgegen und grüßen uns.
Auch durch mehrere kleine Ortschaften kommen wir. Als wir neben einem kleinem Bauernhaus eine schön hergerichtete Pausestelle finden, mit einem großem Holzpavillon und sogar einem kleinen Brunnen der mit einem buntem Mosaik verziert ist, beschließen wir hier ein wenig zu verweilen. Hier scheint sich jemand wirklich Mühe gegeben zu haben. Während wir dort sitzen und ein paar Kekse naschen, hält vor uns ein Auto an. Aus diesem Auto steigt ein Mann mit zwei kleinen Mädchen aus. Sie scheinen seine Töchter zu sein. Er begrüßt uns auf mazedonisch, während das größere Mädchen (8 Jahre, wie sich später herausstellt) uns auf englisch begrüßt. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch. Dabei stellt sich heraus,
dass das Mädchen ein unglaublich gutes englisch spricht und für ihren Vater all seine Fragen an uns für uns übersetzt,
da er leider kein englisch spricht. Das Mädchen bekommt schon von klein auf Privatunterricht in englisch erzählt sie uns, daher fällt es ihr fast so leicht, wie in ihrer Muttersprache zu sprechen. Wir sind sehr beeindruckt und unterhalten uns eine ganze Weile mit ihnen. Als wir uns dann aber verabschieden wollen, weil wir langsam weiter müssen, sagt uns das Mädchen, ihr Vater würde uns gerne zu sich nach Hause einladen, um sich noch mehr mit uns zu unterhalten.
Doch leider muss er gleich noch zur Arbeit und hätte morgen Mittag erst Zeit. Wir erklären ihm, dass das wirklich sehr nett ist und wir das Angebot gerne annehmen würden, dass wir aber leider weiterfahren müssen. So verabschieden wir uns voneinander und sie wünschen uns noch eine gute und gesunde Weiterfahrt. Ungefähr 20Km später taucht eine Tankstelle auf an der wir eine Pause einlegen, um eine Kleinigkeit zu Trinken zu kaufen. Außerdem möchten wir gerne das W-Lan nutzen. Wir stellen die Räder ab und gehen in den Tankstellenshop, um uns etwas zu Trinken zu kaufen und nach dem W-Lan Passwort zu fragen. Nachdem wir dies erledigt haben, setzten wir uns vor unsere Räder auf den Boden. Gerade als wir uns hingesetzt haben, kommt einer der 3 Tankstellenmitarbeiter zu uns und sagt zu uns
„Ihr müsst nicht hier auf den Boden sitzen. Wir haben drinnen Stühle und Tische, an die ihr euch gerne setzten könnt“. Wir bedanken uns und folgen ihm hinein. Von dem Tankstellenshop aus gelangt man in das kleine Restaurant,
dass zur Tankstelle gehört. An einem der Tische bleibt er stehen und sagt „Setzt euch. Ihr könnt solange bleiben wie ihr wollt“. Wir bedanken uns und wir setzten uns. Aus der Küche riecht es lecker nach Pizza und ich spiele mit dem Gedanken, dass wir uns ja Pizza bestellen könnten und dafür bleibt der Kocher heute kalt. Wir würden eh sobald wir weiterfahren nach einem Schlafplatz Ausschau halten. Nahezu zeitgleich sagen wir zu einander „Lust auf Pizza?“.
Wir gucken uns verdutzt an und fangen an zu lachen. Während Jasmin uns eine Karte organisiert, gehe ich noch einmal zu den Rädern und hole den Laptop. Wenn wir jetzt hier eh länger sitzen, kann ich die Zeit und das W-Lan nutzten,
um etwas zu arbeiten. Außerdem ist an unserem Tisch direkt eine Steckdose. Am Tisch zurück, suchen wir uns jeder eine Pizza aus und bestellen dann. Wenig später ist die Pizza auch schon da und wir essen. Die Pizzen schmecken wirklich gut. Nachdem wir fertig sind mit essen bezahlen wir, verabschieden uns und schwingen uns voll gefuttert wieder auf die Räder. „Also 7,30€ für zwei große Pizzen plus zwei Getränke kann man echt nichts sagen. Zumal die Pizzen auch echt gut waren“ sage ich zu Jasmin. Sie stimmt mir zu und wir fahren los. Nur wenige hundert Meter weiter befindet sich neben der Straße eine große Baustelle, die nur aus einem Betongerippe besteht und schon ziemlich zugewuchert ist.
Kein seltener Anblick seit Kroatien. Wir halten an und ich schaue mal nach, ob wir hier einen Schlafplatz für heute finden. Hier scheint schon länger keiner mehr gewesen zu sein, denn selbst die Einfahrt zu dem „Gebäude“ ist schon recht zugewachsen. Direkt neben dem Betonklotz geht ein kleiner Weg hoch, der auf eine größere flache Fläche führt.
Na bitte, dass sieht doch super aus und von der Straße aus sind wir auch nicht zu sehen. Schnell laufe ich zu Jasmin zurück und wir fahren zu der Stelle, die ich gefunden habe. „Jupp, sieht gut aus“ sagt sie, als wir ankommen.
Wir packen die Räder ab und bauen das Zelt auf.
Wir genießen noch etwas die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor wir uns hinlegen.
Die Podtschis
Hi, wir sind Jasmin & Sebastian.
Wir reisen seit dem 13.07.20 auf
unseren Rädern um die Welt.
Wir wollen euch die große
weite Welt und all ihre Bewohner näherbringen.
Affiliate-links
Auf unserer Seite befinden sich Affiliate-Links, mit denen wir eine kleine Provision bekommen, wenn du über diese Links ein Produkt kaufst.
Das Produkt wird dadurch für dich nicht teurer!
Mehr dazu findest du hier.
Sonstiges
Alle Rechte vorbehalten | Sebastian Podtschaske