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Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen und fahren zurück zur Straße. Wir folgen der Straße, die sich durch den Canyon schlängelt. Dabei kommen wir durch die kleine Ortschaft Rubik. Wir fahren an vielen kleinen Ständen und Cafés vorbei, wo reger Betrieb herrscht. Nahezu jeder schaut uns verwundert hinterher. Viele winken und rufen uns zu, was wir mit winken und einem lächeln erwidern. „Ich glaube wir sind die ersten Touristen die hier durchkommen“ sage ich zu Jasmin, während ich den Leuten zurück winke. „Auf dem Fahrrad auf jeden Fall“ antwortet sie. Kurz hinter der Ortschaft endet auch schon die Straße und wir müssen die Canyon Seite wechseln. 

Auf der anderen Seite befindet sich die Hauptverkehrsstraße. Hier ist wieder deutlich mehr los. „Da vorne kommt eine Tankstelle. Sollen wir kurz Pause machen? Dann kann ich auch das W-Lan nutzen“ frage ich Jasmin. Sie nickt mir zu.

Vor dem Eingang der Tankstelle stehen ein paar Tische mit Stühlen, sowie eine kleine Bar. Wir stellen unsere Räder ab, holen uns etwas zu trinken und setzten uns an einen der Tische. Ich packe den Laptop aus und arbeite ein wenig an ihm. „Hör mal die Musik“ sagt Jasmin zu mir. Ich schaue auf und lausche der Musik. „Ohje, so etwas hören die hier!“ antworte ich ihr und schüttle den Kopf. Es läuft Gangsterrap Musik und das irritierende daran, sie Rappen auf deutsch.

Als ich fertig bin, trinken wir aus und satteln wieder auf. Wir überqueren die Hauptstraße und nehmen wieder die Nebenstraße. Diese geht zwar bergauf, aber ist deutlich weniger befahren. Außerdem verläuft die Hautstraße auf der anderen Seite des Flusses, biegt dann Richtung Norden ab und wird zur Autobahn. „Guck mal, da vorne ist am Straßenrand ein Schweinchen“ sage ich zu Jasmin und zeige auf das Schwein. „Hallo kleines Schweinchen“ sagt Jasmin zu dem Schwein. Das sieht auf und schmatzt dabei glücklich weiter.

Es geht immer wieder rauf und dann ein klein wenig wieder runter, bevor es dann wieder rauf geht. 

Nach ungefähr 20Km verlassen wir den Canyon. Direkt hinter dem Canyon liegt die Ortschaft Rrëshen. 

Hier ist wieder ziemlich viel los. Überall wuseln Leute umher. Wir halten an, da sich hier viele kleine Geschäfte befinden.

Ich bleibe am Straßenrad zwischen geparkten Auto mit den Rädern stehen, während Jasmin die kleinen Lädchen abklappert. Kurze Zeit später kommt sie wieder. „Also in die Läden kann man nicht rein. Die sind auch nicht größer als ein kleines Kiosk. Die haben am Eingang einen Tresen, wo du dem Verkäufer sagt was du haben möchtest und er bringt dir das dann.

Jeder Laden hat ein paar Sachen, die die anderen nicht haben. Aber von allem nur eine Sorte oder aber auch nur ein Teil. Wenn man natürlich nicht weiß was die haben, rennt man von einem zum anderen und sucht sich die Sachen zusammen. Außerdem verstehen sie kein englisch und somit konnte ich ihnen nicht erklären, was ich brauche“ erzählt sie mir. Mitgebracht hat sie nichts, da wir eh noch genug für heute Abend und morgen früh haben. Also fahren wir weiter.

Die Straße führt uns in die Berge. Teilweise wird es ganz schön steil, aber die wirklich wunderschöne Landschaft macht es wieder gut. So fahren wir eine ganze Weile durch eine nahezu unberührte Landschaft, nur ein paar Häuser stehen hier.

Was uns aber auffällt ist, dass an vielen Häusern am Eingangstor oder vom Dach hängend, Kuscheltiere aufgefangen wurden. Was es damit wohl auf sich hat, fragen wir uns und beschließen, dass wenn wir wieder W-Lan finden mal nachlesen, was das zu bedeuten hat. Nach einer ganzen Weile taucht ein Ortsschild auf, dass auf die Ortschaft Urakë hinweist.

Neben ihm steht ein Baustellenschild. Die Straße wird schlagartig schlechter. Laut Karte soll sich rechts von uns ein großer See befinden, aber dort sind Grünflächen und Neubaugebiete wo sich Lkw´s tummeln. Scheinbar wurde der See trockengelegt, um neues Baugebiet zu erschließen. Außerdem wurde auch vor kurzem angefangen die Brücke zu erneuern. Als wir über die Brücke fahren, sehen wir, dass die Flussmündung die mal zu dem See geführt hat, dicht gemacht worden ist. Daher liegt der See also trocken. Man kann auch noch Überreste einer scheinbar sehr alten Brücke sehen, die anscheinend nur aus Holz und ein paar Stahlseilen bestand. Auf der anderen Seite der Brücke wird die Straße noch einmal schlechter. Große Schlaglöcher säumen die Straße, sowie Schutt. Natürlich geht es bergauf.

Einfach kann ja jeder, denk ich mir dabei. Da ich etwas schneller den Berg hochkomme, liegt Jasmin ein paar Meter zurück. 

Ein Auto mit deutschen Kennzeichen fährt an mir vorbei. So wie fast jedes Auto, hupt auch dieses Auto zur Begrüßung und mir wird zugewunken. Im Auto sitzen zwei junge Männer. In meinem Rückspiegel kann ich sehen, dass das Auto neben Jasmin angehalten hat und sie sich mit ihnen unterhält. Ich halte ebenfalls an und warte bis sie wieder zu mir aufgeschlossen hat. „Na was wollten die?“ frage ich sie. „Die haben gefragt wo wir herkommen und ob wir Hilfe bräuchten und das sogar in einem gutem deutsch. Sie haben erzählt, dass sie in Deutschland leben, aber momentan hier in Albanien zum Familienbesuch sind“ erzählt sie mir während wir beginnen weiterzufahren. 

Als wir etwas später durch ein kleines Dörfchen kommen, sagt Jasmin zu mir „Direkt da vorne ist wieder so ein kleiner Laden. Lust auf etwas kaltes zu trinken?“. Wieso nicht denke ich mir und wir halten an dem Laden an. 

Vor dem Geschäft sitzt eine Frau mit ihrer Tochter. Sie begrüßen uns und Jasmin geht zu ihnen. Die zwei Frauen gehen mit ihr zum Tresen. Leider spricht die Frau kein englisch und die Tochter auch nur wenig. Also zeigen sie Jasmin, dass sie ruhig in den Laden gehen kann um sich umschauen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kommt sie wieder. „Was ist so lustig?“ frage ich sie. „Ich habe mal nach Marmelade geschaut, fürs Frühstück. Aber ich habe keine gefunden, da habe ich sie nach Marmelade gefragt, aber damit konnten die beiden anscheinend nichts anfangen. Dann habe ich versucht ihnen zu erklären was ich meine. Aufstrich halt fürs Brot. Darauf hin hielt mir das Mädchen ein Glas Mayonnaise hin“.

„Hey, kann man auch machen, aber zum Frühstück brauche ich das nicht“ sage ich lachend zu Jasmin.

Wir trinken unser Kaltgetränk leer und fahren weiter. Da es auf den Abend zugeht und wir auch schon gute 55Km hinter uns haben, halten wir mal wieder Ausschau nach einem geeignetem Zeltplatz. Leider finden wir nichts, wo wir unser Zelt aufschlagen könnten. Hoffentlich finden wir noch etwas bevor es dunkel wird. Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass wir noch ca. 1 bis 1½ Stunden bis Sonnenuntergang haben. Als wir durch eine kleine Ortschaft namens Suç fahren, ist auf der linken Straßenseite eine alte geschlossene Tankstelle. Wir halten an und ich frage Jasmin „Eventuell dahinter.

Soll ich mal schauen?“. Als sie mir mit ja antwortet, stelle ich mein Rad ab und schaue nach, wie es hinter dem Tankstellengebäude aussieht. Hinter dem Gebäude ist eine kleine Rasenfläche, die durch eine etwas 2 Meter hohe Mauer umzäunt ist. Somit haben wir einen super Sichtschutz zu den Häusern, die ungefähr 100 Meter entfernt stehen und zur Straße bietet uns das alte Tankstellengebäude selbst Sichtschutz. Na bitte, dass sieht doch gut aus. Ich gehe zu Jasmin zurück und berichte ihr von den guten Neuigkeiten. Wir passen einen Moment ab, in dem kein Auto zu sehen ist.

Muss ja nicht jeder mitbekommen, dass wir mitten in einer Ortschaft hinter einer alten Tankstelle nächtigen.

Kein Auto von links und keines von rechts, also los. „Oh ja, der Platz ist super“ sagt Jasmin als wir auf der Rückseite der Tankstelle sind. Wir stellen unsere Räder an der Hauswand ab und beschließen, erst einmal uns etwas zu essen zu kochen, da wir beide Hunger haben. Kurz bevor es dunkel wird, bauen wir unser Zelt auf. Im Schutze der Dunkelheit gönne ich mir noch eine kleine Dusche bevor wir uns schlafen legen.


Die Nacht verläuft ruhig. Am Morgen bauen wir als erstes das Zelt ab und frühstücken anschließend. Heute stehen einige Höhenmeter zu bewältigen an. Zuerst geht es noch relativ flach weiter. Die Straße verläuft abwechselnd durch Maisfelder und Grünflächen. Immer wieder sind am Straßenrand kleine Maisverkaufsstände, die gerillten Mais anbieten.

Fast jedes mal sind es Kinder zwischen 12 und 16 Jahre, die alleine an dem Stand stehen und ihn verkaufen. Da es noch recht früh am Morgen ist, sind sie gerade erst dabei die ersten Maiskolben zu grillen. Freundlich werden wir von ihnen immer begrüßt und gefragt, ob wir Mais haben möchten. Wenig später beginnt dann der Aufstieg. Die Straße schlängelt sich die Berge hoch. Immer weiter und weiter geht es bergauf. Viel Straßenverkehr ist nicht vorhanden. Meist sind es einzelne Lkw´s die an uns vorbei fahren und uns zu hupen und winken. Nachdem wir schon eine ganze Weile bergauf gefahren sind, wird es langsam mal Zeit für eine Pause. Auf einem geraden Stück halten wir am Straßenrand an. Am Straßenrand verläuft ein kleines Mäuerchen, dass als Leitplanke dient. Hinter dem Mäuerchen geht es ein ganzes Stückchen einen Abhang hinunter. Wir stellen unsere Räder an dem Mäuerchen ab und setzten uns mit Blickrichtung Abgrund. Hier hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Umgebung. Wir essen eine Kleinigkeit und genießen dabei die Aussicht. Doch irgendwann müssen wir dann aber wieder weiter. Die Straße führt uns immer weiter in die Berge rein. Als wir auf ungefähr 700 Höhenmeter ankommen und eine scharfe Kurve nach links fahren, eröffnet sich uns ein atemberaubender Ausblick auf die vor uns liegende Strecke. Links von uns gehen die Berge bis auf 1500 Höhenmeter rauf, während rechts von uns die Landschaft steil in ein Tal auf ungefähr 500 Höhenmeter abfällt, um dann nur wenige Meter später sich wieder zu hohen Bergen aufzutürmen. Wir folgen staunend der Straße weiter bergauf. Das bergauf fahren füllt sich plötzlich viel leichter an, da man von dieser wunderschönen Aussicht beflügelt ist. Nach einer ganzen Weile kommen wir an einer großen T-Kreuzung an, die auf 850 Höhenmeter liegt und somit auch der höchste Punkt für heute ist. Ab jetzt geht es bergab. Die Kreuzung wird gerade saniert und zu einer großen Kreuzung erweitert, die bald dann auch gerade aus führt. Wir jedoch fahren links ab und sausen die Höhenmeter, die wir in den letzten 2 Stunden mühsam rauf geradelt sind, innerhalb weniger Minuten wieder hinunter. Unten angekommen, machen wir halt an einer Tankstelle. Dort füllen wir unsere Wasservorräte wieder auf und fahren weiter. Wenig später entdecken wir eine weitere Tankstelle, an der sich auch ein kleiner Supermarkt befindet, sowie ein Café. Wir halten an um unsere Vorräte noch etwas aufzustocken und uns noch etwas kaltes zu trinken zu gönnen. Außerdem nutzen wir das freie W-Lan. Während wir an unseren Räder sitzen und etwas trinken, kommt einer der Mitarbeiter der Tankstelle und sagt uns, dass wir uns auch gerne an einen der Tische setzten können. Wir müssen nicht hier auf den Boden sitzen. Dieses Angebot nehmen wir dankend an und setzen uns an einen der Tische. Kurz nachdem wir uns hingesetzt haben, taucht der junge Mann mit zwei Gläsern wieder auf und gibt sie uns. Wir bedanken uns und dehnen unsere Pause noch etwas aus. Nachdem wir ausgetrunken haben, verabschieden und bedanken wir uns noch einmal für die Gastfreundlichkeit und fahren weiter.

Einige Kilometer später fahren wir durch einen Ort namens Shupenzë. Uns fällt auf, dass hier viele junge Männer und auch Kinder auf und neben der Straße herumsitzen und sich unterhalten, oder mit einander spielen. Ein paar Kinder sind auf Fahrrädern unterwegs. Als sie uns entdecken, fahren sie ein paar Meter neben uns her und fragen uns neugierig aus. Teils stellen sie uns Fragen auf albanisch, aber auch teils in einem recht guten englisch. Wo kommt ihr her? Mit dem Fahrrad? Wie lange seit ihr schon unterwegs? Wir beantworten ihnen all ihre Fragen. Anschließend verabschieden sie sich und wünschen uns viel Spaß. Als wir wieder aus der kleinen Ortschaft raus sind, fangen wir an nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. Rechts von uns geht es einige Meter steil hinab in ein Tal, wo ein Fluss fließt. Wir halten neben einem kleinen Pfad an, der hinunter zum Fluss führt. Unten am Fluss ist eine schöne flache Ebene. Während ich dem Pfad nach unten folge, wartet Jasmin bei den Rädern. Nach ein paar Metern bin ich auch schon unten. Da der Pfad schon zu Fuß recht steil und rutschig war, schaue ich mich um, ob es nicht noch einen anderen Weg nach unten gibt. Etwas weiter die Straße zurück, führt auch ein Weg nach oben. Ich signalisiere Jasmin das ich dem Weg mal folge. Aber auch dieser Weg ist nicht wirklich optimal um mit dem Fahrrad hinab und morgen wieder rauf zu fahren, oder zu schieben.

Als ich wieder bei ihr bin, erzähle ich ihr von den beiden Wegen. „Also, der Weg hier vorne direkt, ist zu steil und rutschig. Der andere wäre hinab möglich, aber morgen früh wieder hoch kein Geschenk“. Wir entschieden uns dafür weiter zu fahren. Wenige hundert Meter weiter, führt eine Brücke über den Fluss. Auch hier finden wir keinen geeigneten Schlafplatz. Auf der anderen Seite der Brücke geht es erst einmal mit 7% steil bergauf. Die Steigung lässt zwar nach ein paar Metern wieder etwas nach, aber wir fahren dennoch weiter bergauf. Leider ist auch her nichts zu finden.

Vor uns liegt die Ortschaft Maqellarë. Hinter der Ortschaft liegt auch schon direkt die Grenzen zu Nordmazedonien.

Ok, hoffentlich finden wir auf diesen 3 Km bis zur Grenze noch etwas. An einem großen Kreisverkehr müssen wir uns rechts halten und landen in einem Neubaugebiet. In Albanien wird momentan wirklich viel gebaut. Vor allem neue Häuser.

Nach ungefähr 500 Metern kommen wir an einem weiteren Kreisverkehr an, der aber eigentlich nur gerade aus führt, da sich die anderen zwei Ausfahrten noch im Bau befinden. Links von uns ist eine Mauer, die ein Stück von der Straße wegführt auf ein Feld und dann nach links abknickt. Ok vielleicht finden wir einen Schlafplatz hinter der Mauer.

Diese sollte uns doch einen super Sichtschutz bieten. Also folgen wir der Mauer auf das Feld und schauen um die Ecke. Und siehe da, die Mauer rahmt einen alten Fußballplatz ein. Man kann die Latte eines Tores knapp über die Mauer piksen sehen. Wir folgen der Mauer noch bis zur nächsten Ecke, um zu sehen was sich hinter ihr befindet.

An der Ecke angekommen, sehen wir, dass hier eine weitere Mauer von der des Fußballfeldes abgeht und eines der Neubaugrundstücke eingrenzt. Zwischen den Mauern war wohl bis vor kurzem ein Weizenfeld. Nur noch Stoppeln weisen drauf hin. Der Platz ist super. Durch die Mauern sind wir zur Straße hin geschützt und zur anderen Seite hin befinden sich erst einmal ein paar Felder zwischen uns und den nächsten Häusern. Wir schlagen unser Zelt auf und kochen uns noch etwas zu essen. Anschließend legen wir uns schlafen. Jetzt sind es nur noch 2Km bis zur Grenze nach Nordmazedonien. Somit werden wir morgen sehr früh an der Grenze ankommen.

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